Normaler Unterricht sieht meistens so aus: 20 – 30 Schüler/innen mit ungefähr dem gleichen Alter besuchen eine Klasse. Und verbringen in eben diesem Altersspektrum den Unterrichtsalltag. Einzig die ältere Lehrperson, die mit mehr thematischem Wissen die Fachinhalte erklärt, unterscheidet sich. Selbst wenn Ergebnisse durch einzelne Schülerinnen und Schüler vorgestellt werden (Vorträge, weiterführende Aufgaben, Lösungsvergleiche), so arbeiten doch nur Menschen gleichen Alters zusammen. Diese Homogenität ist eine Situation, die oft realitätsfremd ist, denn in den meisten Lebensgruppen (Familien, Arbeit, Sportvereine), hat man Menschen unterschiedlichen Alters, bei denen die Jüngeren von den Erfahrungen der Älteren profitieren und andersherum die Älteren durch die Jüngeren durchaus „auf dem Laufenden gehalten werden“.
Um diese Lebensnähe auch in die Schule zu holen, fand am 10.5. im Rahmen des Chemieunterrichts ein Projekt mit Schülerinnen und Schüler der Klasse 9R2 und des Grundkurses Chemie Klasse 11 statt. In gemischten Gruppen sollten zwei Gewässerproben mittels Fällungsreaktionen untersucht und ein Protokoll angefertigt werden. Dabei profitierten beide Altersstufen voneinander. Die Elftklässler konnten zeigen, wie man selbstständig ein Protokoll auf hohem Niveau anfertigt. Die Neuntklässler haben das nötige Fachwissen zum Versuch vorher im Fachunterricht erworben, und konnten so zur Erfüllung der Aufgabe beitragen.
Hier wurde ein weiterer unterschätzter und oft unbekannter, aber plausibler Effekt eingebaut: Lernen durch Lehren. Dies ist eine handlungsorientierte, konstruktivistische Unterrichtsmethode, bei der Schüler lernen, indem sie sich den Stoff gegenseitig vermitteln.
Durch die Organisation unseres Schulsystems war die Organisation mit einiger Planungsarbeit verbunden. Hier ein Dank an die Planung durch die Schulleitung, die das Projekt wohlwollend unterstützte. Dass sich diese Investition jedoch lohnt, zeigen die Schülermeinungen (schriftlich und anonym abgegeben):
- „War cool, mal was Anderes.“
- „Ich fand es sehr hilfreich mit einer Person zusammenzuarbeiten, die mehr Erfahrung hat.“
- „Ich fand die Idee gut, sicherlich aber nur, weil der Partner nicht dumm war.“
- „Viel besser, als mit zwei Leuten und nur aus einer Klasse.“
- „War gut auch mal zu schauen, wie die 11er das machen und hat Spaß gemacht.“
- „Ich fand es gut, weil die Großen erklären es auch gut.“
- „Mal was neues. Hat Spaß gemacht und gut funktioniert. Gern wieder so.“
- „Ich fand die Stunde heute sehr gut. Vor allem hat mir die Arbeit mit Schülern aus oberen Klassen gefallen.“
- „Gute Idee. Vielleicht vorwarnen und keine Noten drauf geben. Größere Gruppen (4er Gruppen)“
Auch für mich war es ein tolles und motivierendes Erlebnis.
Eric Hanitzsch
Lehrer für Biologie und Chemie